Die manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine spezielle Form der medizinischen Massage, die das Lymphsystem aktiviert und den Abtransport von Gewebsflüssigkeit fördert. Sie wird vor allem zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt, kann aber auch bei zahlreichen anderen Beschwerden Erleichterung verschaffen. Die sanften, rhythmischen Bewegungen unterscheiden sich deutlich von klassischen Massagetechniken und dienen in erster Linie der Entstauung, nicht der muskulären Lockerung.
Was ist die Lymphdrainage?
Die Lymphdrainage ist eine therapeutische Technik, die in den 1930er-Jahren von Dr. Emil Vodder entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Wissen, dass das Lymphsystem eine zentrale Rolle im Flüssigkeitshaushalt und der Immunabwehr des Körpers spielt. Kommt es zu einer Störung dieses Systems – beispielsweise durch Verletzungen, Operationen oder Erkrankungen – kann sich Lymphflüssigkeit im Gewebe ansammeln und Schwellungen verursachen.
Die manuelle Lymphdrainage zielt darauf ab,
- die Transportkapazität der Lymphgefäße zu steigern,
- den Lymphfluss zu stimulieren,
- Schwellungen zu reduzieren,
- Schmerzen zu lindern,
- die Beweglichkeit zu verbessern.
Wie funktioniert die Lymphdrainage?
Die Behandlung beruht auf langsamen, kreisenden und pumpenden Handgriffen. Anders als bei einer klassischen Massage wird kein Druck auf die Muskulatur ausgeübt. Stattdessen arbeiten Therapeutinnen und Therapeuten mit sehr leichtem Druck, um die oberflächlich liegenden Lymphgefäße anzuregen.
Typische Griffe sind:
- Stehende Kreise
- Pumpgriffe
- Schöpfgriffe
- Rotationsgriffe
Die Behandlung erfolgt nach einer festgelegten Reihenfolge: Zunächst werden zentrale Lymphknotenregionen (z. B. Hals, Achsel, Leiste) aktiviert, bevor der Therapeut sich den geschwollenen Körperbereichen zuwendet. Dadurch wird der Lymphabflussweg freigemacht.
Einsatzgebiete der Lymphdrainage
Die Lymphdrainage wird häufig im Rahmen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) eingesetzt und ist in vielen medizinischen Fällen fester Bestandteil der Behandlung. Zu den häufigsten Indikationen gehören:
1. Lymphödeme
- Primäre Lymphödeme (angeborene Fehlbildungen der Lymphgefäße)
- Sekundäre Lymphödeme (z. B. nach Krebsoperationen, Bestrahlung, Verletzungen)
2. Postoperative und posttraumatische Schwellungen
- Nach chirurgischen Eingriffen (z. B. Knie- oder Brustoperationen)
- Nach Verstauchungen oder Prellungen
3. Lipödem
Zur Schmerzlinderung und Minderung von Spannungsgefühlen, häufig in Kombination mit Kompressionstherapie.
4. Chronische Venenerkrankungen
Kann den venösen Rückfluss erleichtern und Schwellungen reduzieren.
5. Weitere Einsatzbereiche
- Migräne und Kopfschmerzen
- Narbenbehandlung
- Hauterkrankungen wie Rosazea
- Stressreduktion durch die beruhigende Wirkung der Technik
Ablauf einer Behandlung
Eine typische Sitzung dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Sie beginnt meist in den zentralen Körperregionen, anschließend werden periphere Bereiche behandelt.
Der Ablauf:
- Vorbereitung der Lymphzentren
Öffnen der Lymphknotenbereiche, z. B. im Hals- und Schlüsselbeinbereich. - Entstauung des ödematösen Gebiets
Einsatz der klassischen MLD-Griffe in Richtung der vorbereiteten Abflusswege. - Nachbereitung
Häufig folgen Bandagierung oder Anlegen einer Kompressionsbekleidung zur Sicherung des Behandlungserfolgs.
Wirkung und Vorteile der Lymphdrainage
Die Lymphdrainage kann:
- Schwellungen sichtbar reduzieren
- Schmerzen lindern
- Wundheilung unterstützen
- Beweglichkeit verbessern
- Das Immunsystem stärken
- Eine beruhigende, entspannende Wirkung haben
Gibt es Risiken oder Kontraindikationen?
Obwohl die Methode sehr sanft ist, ist sie nicht für alle Menschen geeignet. Sie sollte nicht angewendet werden bei:
- Akuten Infektionen oder Entzündungen
- Dekompensierter Herzinsuffizienz
- Akuten Thrombosen
- Tumorrezidiven ohne ärztliche Freigabe
Im Zweifelsfall ist immer ärztlicher Rat einzuholen.
Fazit
Die Lymphdrainage ist eine bewährte, schonende und wirkungsvolle Therapieform zur Behandlung von Schwellungen und zur Unterstützung des Lymphsystems. Sie wird vor allem bei Lymphödemen, postoperativen Schwellungen und chronischen Erkrankungen eingesetzt. Mit ihren sanften Grifftechniken trägt sie nicht nur zur Entstauung bei, sondern wirkt oft auch angenehm entspannend.